23. Juli 2025

„Wir denken nicht mehr zweidimensional“

Beitrag Digitale Nordoberpfalz HLS Brunner

Wenn ein 50-Mann-Planungsbüro vom 2-D-Plan auf digitale 3-D-Gebäudemodelle umstellt, dann ist dies ein größeres Projekt. Die Weidener Projekt-HLS GmbH & Co. KG hat genau das gerade hinter sich – und kann auf stolze 35 Prozent Effizienzsteigerung verweisen. Prokurist Maximilian Brunner erklärt, wie das funktioniert hat.

Herr Brunner, warum hat Ihr Unternehmen dem alten DIN A 0-Plan den Rücken gekehrt?

 

Maximilian Brunner: Wir haben damit einen Schritt vorweg genommen, der ohnehin auf die gesamte Bauwirtschaft zukommen wird. Denn der Gesetzgeber plant für die Branche mittelfristig eine Verpflichtung zum digitalen Datenaustausch. Das ist meiner Meinung nach auch sehr sinnvoll, da der klassische, ‚dumme‘ 2-D-Plan kaum für die Komplexität der Bauvorhaben taugt. Derzeit allerdings dominiert auf der Baustelle noch das Papier, allein die Architekten sind manchmal schon etwas weiter. Insofern würde ich antworten: Unsere Planung war einfach nicht mehr zeitgemäß, und das wollte ich ändern, als ich 2024 als Prokurist eingestiegen bin.

 

Sie haben im vergangenen Jahr ihre gesamte Planungssoftware ausgetauscht – was ist der größte Unterschied zwischen den Lösungen gewesen?

 

Brunner: Bis 2024 haben wir zweidimenisonal geplant, eben mit Linien, die ebenso gut Leitungen wie Wände darstellen können, was insbesondere für unsere jungen Mitarbeiter manchmal ein Problem war, wenn sie zuvor noch nie auf einer Baustelle gewesen waren. Auch gestandene Planer stellen aber manchmal fest, dass doch irgendwo plötzlich ein Rohr läuft, das bestimmte Dinge behindert. 2-D-Planung ist einfach unsicher.

 

Deshalb haben wir unsere Firma mit 50 Mitarbeitenden einmal komplett umgekrempelt, mit Schulungen und allem drum und dran. Wir haben dabei bewusst auf einmal vollständig umgestellt und arbeiten heute Projekte nur noch mit der neuen Lösung ab. Diese bildet ein Gebäude als 3-D-Modell ab, es rennt also niemand mehr mit einem Plan herum, sondern mit einem Modell auf dem Tablet.

 

Auf der Baustelle gibt es aber schon noch jede Menge Papierpläne…

 

Brunner: Ja, das stimmt. Aber wir haben ja die Umstellung für uns selbst gemacht und profitieren heute stark von den verbesserten Planungsmöglichkeiten, die zum Beispiel im Bereich Automotive schon länger etabliert sind, nur eben im Bausegment nicht. Für die Kunden und deren Mitarbeiter sind unsere Modelle im Moment nur eine schöne Überraschung, die sie nutzen können oder nicht. Begeistert sind vor allem die Architekten, die so etwas teilweise schon kennen.

 

Wie schlägt sich denn die Umstellung finanziell bei Ihnen nieder?

 

Brunner: Wir haben eine Steigerung von 30 bis 40 Prozent, was die Geschwindigkeit, aber auch die Qualität unserer Planungen angeht. Vieles geht deutlich schneller, wenn man den Rohbau unmittelbar bildlich vor sich hat und dann eine Planung macht, die genau zeigt, wie alles später aussehen wird. Unsere Planer gehen mit dem Tablet auf die Baustelle, das georeferenziert ist, und sehen sofort, was geht und was nicht – übrigens lässt sich das dann auch prima dem Bauherrn zeigen, der sofort erkennt, dass seine Vorstellungen vielleicht modifiziert werden müssen.

 

Ein rundum positives Fazit also?

 

Brunner: Der Umstellungsaufwand war zwar enorm, das muss ich sagen, wir haben tatsächlich etwa neun Monate gebraucht, und das Investment war nicht unerheblich. Allerdings gehe ich von einem ROI nach etwa 24 Monaten aus. Das liegt daran, dass wir weniger Schnitte und Details erstellen müssen, effektiver arbeiten, kaum noch nacharbeiten und dadurch höhere Gewinne erwirtschaften.

 

Wie haben Sie Ihre Belegschaft überzeugt?

 

Brunner: Indem wir ihnen vor Augen geführt habe, dass sie zwar im ersten Moment einen etwas höheren Aufwand haben, dieser sich aber schnell mehr als aufwiegt. Ich muss dazu sagen, dass wir es vielleicht deshalb leichter hatten, weil unsere Belegschaft ein Durchschnittsalter von nur 32 Jahren aufweist – viele sind daher sehr lernbereit und flexibel und haben kein Problem damit, mal drei Tage für eine Schulung weg zu sein.

 

Was planen Sie als nächstes?

 

Brunner: Die Bundesregierung hat einen Stufenplan für die Digitalisierung der Bauwirtschaft vorgelegt und hinkt diesem hinterher. Wenn aber der Startschuss mittelfristig fällt, sind wir bereit. Als ersten Step haben wir in unserer Planung bis jetzt unsere eigenen Gewerke, im nächsten Schritt folgen dann alle, also auch die Bauphysik, die Architektur, die Statik und so weiter. Es wird dann darum gehen, alle Modelle aller Planungsbeteiligten zusammen zu führen.

 

Der letzte Step ist, das Ganze auf die Baustelle zu bringen. Ich glaube, dass dies am Ende gut klappen wird, bei den Architekten sind jetzt schon viele dabei, insbesondere die größeren Büros und auch das Handwerk wird nachziehen, wenngleich dies eine Weile in Ansprech nehmen dürfte.

 

Haben Sie einen Rat für andere Unternehmen, die überlegen, ob sie in große Digitalisierungsprojekte investieren sollen?

 

Brunner: Ich gehe immer nach drei Schlagworten vor: machen, ausprobieren, losrennen. Ich glaube, das ‚Ausprobieren‘ ist key fact bei der Digitalisierung. Vieles ist erst einmal nicht greifbar, man weiß nicht, wie es sich monetär auswirken wird. Mein Rat ist hier: Du kannst natürlich abwarten, aber dann wird es dich irgendwann überrollen, deshalb, werde doch besser gleich aktiv, und warte nicht, bis alles ohnehin verpflichtend und reguliert sein wird.

 

 

Die Projekt-HLS GmbH & Co. KG in Weiden ist ein Spezialist für Gebäudeplanung. Besondere Expertise haben die rund 50 Mitarbeitenden in den Bereichen Heizung, Lüftung, Sanitärtechnik, Mess-Steuerungs-Regeltechnik/Gebäudeautomation, Elektrotechnik sowie gebäudetechnischem Brandschutz

Mehr über das Projekt:

Von der digitalen Nordoberpfalz für regionale Unternehmen. Der Bezirk Oberpfalz, die DGO Nordoberpfalz, die Stadt Weiden i.d.OPf., der Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab und der Landkreis Tirschenreuth vereinen ihr Know-How und ihre Erfahrungen im Bereich der Digitalisierung.